Tja, immer dann wenn man aufgeben möchte gibt es nochmal einen neuen Anschub durch neue Ideen oder Funde. Jetzt habe ich ca. 10 – 15 Jahre offensichtlich nach der falschen Familienseite gesucht. Meine Annahme war immer, dass es eine Verbindung zur sächsischen Familie „von Hoyer“ geben könnte. Alter Militäradel über viele Generationen, ein Vertreter taucht auch in Russland auf (Alexander/Adolf von Hoyer), genau im Bezirk Mogilev wo sich auch meine von Hoyers zur Richtigen Zeit aufhalten. Aber bisher war es mir trotz aller Bemühungen nicht gelungen eine Verbindung (bis auf die räumliche Nähe) zu belegen. Eher war es im Gegenteil so, dass alle Funde für die Nachfahren der sächsischen Von Hoyers dafürsprachen, dass es KEINE Verbindungen gab.
Aus einer Idee heraus verfolgte ich mal einen Ansatz die Familiennamen wieder zu trennen: von Hoyer und Boot……hmm, aus alten Briefen wusste ich, dass Olga von Hoyer-Boot ihren Absender immer als „von Hoyer-Both“ mit nur einem „o“ und „th“ schrieb.
Sollte dies vielleicht ein Hinweis auf die mir durchaus bekannte Familie „von Both“ (alter mecklenburgischer Uradel) sein ?
Nach dem parallelen Fund einer möglichen Verbindung im Archiv in Hannover begann ich etwas umzudenken (man muss sich ja die Flexibilität erhalten wenn es aus der bisherigen Sicht einfach nicht weitergeht).
Interessanterweise wurde es nun wirklich spannend: https://von-hoyer-boot.de/de/hannover-lichtblick-oder-reinfall !
Gelernt habe ich auf jeden Fall, dass ich nichts ausschließen sollte nur weil es in die bisherigen Erkenntnisse nicht so wirklich passen will. Erstmal schauen, wo es einen vielleicht hinführt und ob es dann am Ende Sinn ergibt.
Nun scheint es also wirklich so zu sein, dass die adlige Familie, die der Frau war, also die „von Boths“, eine durchaus sehr gut dokumentierte Familie, die sich in zahlreichen Adelsverzeichnissen wiederfindet. Das machte den weiteren Ausbau des Stammbaumes dann doch leichter als gedacht. Allerdings gab es mehrere Familienzweige (die „von Boths auf Kalkhorst“ und die „von Boths auf Rankendorf“), zusätzlich wurde die Nachvollziehbarkeit dadurch erschwert, dass zum Teil in einer parallelen Generation Personen mit absolut gleichen Vornamen auftauchten, die nur wenige Jahre von den Geburts-/Sterbedaten auseinanderliegen. In allen Verzeichnissen (Adressbüchern etc.) ohne Geburtsdaten musste ich höllisch aufpassen, dass ich nicht in die falsche Richtung abzweige.
Dafür bekam ich allerdings eine wirklich spannende Geschichte geboten, Adliger Mann mit offensichtlicher bürgerlicher Frau, er in englischen Militärdiensten (Königlich Deutsche Legion / Kings German Legion), ein Testament des Mannes um seine nicht legitimierten Kinder und die nicht verehelichte Frau abzusichern. Spannend ohne Ende führte der Lebensweg auch über den Weg der Königlich Deutschen Legion in ihrem Kampf gegen Napoleon bis zur Schlacht bei Waterloo. Ich bin durchaus sehr an Geschichte interessiert, aber den Anteil der ehemaligen hannoveranischen Truppen am Ausgang der Schlacht (speziell die Kämpfe bei „La Haye Sainte„) war mir bis dato nicht wirklich bekannt.
Gelernt habe ich auch, dass ich nicht alles was andere transkribiert haben immer als bare Münze nehmen sollte. Ein Eintrag bei den Mormonen (familysearch.org) hat mich aufgrund der Verwechslung zweier Buchstaben beim Indexieren in eine völlig falsche Richtung und gleichzeitige Sackgasse geführt (Lesefehler „von Roth“ statt „von Both“). Manche handschriftliche Quellen führen mich noch heute an den Rand des Wahnsinns, da werden Namen und Orte nach Gehör geschrieben, so man es nicht genau wusste wurden Namen durch den „Buchstabenschredder“ gedreht, Angaben zur Geburt gemacht, die mich zum Schreien bringen („hier“ geboren z.B. = ist die Stadt, der Landkreis oder in diesem Fall das Königreich Hannover gemeint ? Bei der Mutter aus dem gleichen Eintrag schrieb man zumindest noch „aus Hannover“…). Auch scheint der Alkoholgenuss unter Pastoren beim Schreiben von Kirchenbüchern recht weit verbreitet gewesen zu sein, anfänglich sauberste Einträge verfallen mit zunehmender Länge immer mehr ins Gekritzel, welches wohl selbst der Schreiber später nicht mehr lesen konnte. Abkürzungen sind bis heute meine „Lieblingsfälle“, egal ob aus der kaiserlich-russischen Bürokratie oder dem Militär in englischen Diensten, immer wieder stolpere ich über sehr spezielle Abkürzungen, die meist selbst zu ihrer Entstehungszeit meist nur Spezialisten bekannt waren, diese heute zu entschlüsseln kann dann egal wie ich ansetze zu einer Suche von 2 – 4 Wochen für einen Begriff dauern. Dieses Thema hat schon etwas von der Suche nach der Nadel im Heuhaufen 😉 Manchmal sind es aber gerade diese kleinen unscheinbaren Abkürzungen, die mich wieder auf neue Ideen bringen und Licht ins Dunkel bringen, der Aufwand lohnt sich also immer !